Über den Dächern: Das Gebäudealter Hamburgs auf einer Karte

Gebäudealter Hamburgs Schwarz-Weiß-Darstellung aller importierten Gebäude

Beim Durchsehen der Projektseiten von Code for Germany, die die Community-Projekte der letzten Jahre enthalten, stieß ich auf eine Karte Hamburgs von 2014, die von Johannes Kröger erstellt wurde. Das Konzept der Karte ist eingängig und erschließt sich schnell: Je nach Baualter werden die Hamburger Gebäude – soweit in den Daten vorhanden – in unterschiedlichen Farbtönen aus der Vogelperspektive dargestellt. Auf der ursprünglichen Projektseite führt der Link zum Datensatz des Alters von Gebäuden leider nicht mehr zum Ziel. So kam ich auf den Gedanken, zu testen, ob die Hamburger Geodaten, die das Gebäudealter beinhalten, auch heute noch abrufbar sind.

Ich habe mich zunächst auf die Suche nach dem Geodatensatz gemacht. Der veraltete Link zu den Daten des Projekts führte zu einer Seite mit dem Titel: inspire.daten-hamburg.de. Laut Wikipedia steht „inspire“ für „Infrastructure for Spatial Information in the European Community“ und bezieht sich auf eine EU-Richtlinie, die raumbezogene Informationen nach einem europaweiten Standard vereinheitlichen und leicht zugänglich machen soll. Diese Information ließ mich hoffen, dass der Hamburger Gebäudedatensatz auch weiterhin standardisiert und damit vielleicht sogar jährlich aktualisiert vorliegt. Nur wo?

Nach einigem Suchen wurde ich auf einer Seite metaver.de fündig. Wie ich feststellen musste, liegen die Gebäudeumrisse auf dieser Seite im GML-Format vor, das mir bis dato noch unbekannt war. GML (Geography Markup Language) ist ein XML-basiertes Dateiformat zur Darstellung geografischer Informationen, dessen Vorteil im standardisierten Datenaustausch zwischen geografischen Informationssystemen liegt. So weit, so trocken! Da wollte ich mir die Daten doch genauer ansehen.

metaver-Seite der Datensätze metaver-Seite der Datensätze

Entpackt man den im GML formatierten Datensatz, erhält man über 270 Einzeldateien mit einer Gesamtgröße von fast 13 Gigabyte. Wie fügt man diese Einzeldateien zu einem einzigen, vollständigen Datensatz zusammen? Ich nutzte die Programmbibliothek GDAL, um die einzelnen Dateien zunächst in GeoJSON umzuwandeln – um diese im Anschluss zu einem Datensatz zu kombinieren. So sieht das erste Ergebnis als Übersichtskarte aus.

Auf der schwarz-weißen Karte sind detailliert einige besondere Markenzeichen der Hansestadt zu erkennen. Die Elbe schlängelt sich als verzweigte, weiße Linie von Süden aus durch die Stadt. Im nördlichen Zentrum erkennt man als weißen Ausschnitt die Binnenalster, gleich danach schließt sich die Außenalster an.

Gebäudealter Hamburgs Alter Hamburger Gebäude mit Felt visualisiert

Es ist bei umfangreichen Datensätzen ratsam, sich zunächst die Datenqualität der Merkmale anzusehen, die man visualisieren möchte. In unserem Fall natürlich das Merkmal Gebäudealter. Das bedeutet, dass ich die entsprechende „Alter“-Spalte des Datensatzes sowohl in Bezug auf die Vollständigkeit der Daten als auch im Hinblick auf doppelt vorhandene oder sogar ungültige Werte ansehe. Längst nicht alle Bauten in Hamburg weisen das Merkmal „Baujahr“ auf, ein großer Teil der Daten bleibt unvollständig und in der Visualisierung werden konsequenterweise Lücken ergeben.

Das soll uns aber nicht davon abhalten, das Alter auf einer Karte Hamburgs sichtbar zu machen. Dafür habe ich ein leistungsfähiges Visualisierungstool namens Felt verwendet, mit dem ich, dem Vorbild von Johannes Kröger folgend, die Gebäude nach dem Baujahr in farbkodierten Abschnitten unterteilt habe. Jede Farbe repräsentiert einen spezifischen Zeitraum, in dem die Gebäude errichtet wurden, und bietet somit einen schnellen Überblick über die historische Entwicklung der Stadt. Den Link zur Karte findet Ihr in den Kommentaren.

Zusammengefasst ermöglicht die Visualisierung, die Stadt Hamburg durch einen architektonischen Blickwinkel zu betrachten. Ist der finale Datensatz einmal zusammengesetzt und analysiert, bietet ein leicht bedienendes und performantes Tool wie Felt das perfekte Vehikel, die Baugeschichte der Stadt auf unterhaltsame Art und Weise darzustellen. Im Gegensatz zur Originalkarte ist die schnelle Umsetzung mit Felt nicht ganz so ansprechend. Die von Felt vorgegebene Hintergrundfarbe der Karte geht nicht ganz so weich in die Farben der Alterskategorisierung der Gebäude über. Es sollte ebenso nicht in den Hintergrund treten, dass nur ein Teil der Daten überhaupt das Merkmal „Baujahr“ – und damit ein digitales Alter – aufweist. Die Karte stellt somit eine Momentaufnahme und kein komplettes Bild dar.

Tim Fangmeyer
Tim Fangmeyer
Aspiring data engineer and part-time wordsmith